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Natürliche Kältemittel – sinnvoll oder kompliziert?

  • Autor:Sebastian Baranowski
  • Veröffentlicht am:07.04.2025
Lesezeit:

Einleitung

Energieeffizient. Klimafreundlich. Zukunftssicher. Natürliche Kältemittel gelten heute als die umweltverträgliche Alternative zu synthetischen Kältemitteln – und das nicht ohne Grund. Doch was leisten sie konkret? Für wen sind sie geeignet? Und wo wird es in der Praxis technisch anspruchsvoll?

Wir bringen Licht ins Dunkel – fachlich fundiert, praxisnah und mit dem Blick eines Unternehmens, das auf natürliche Kältemittel setzt.

Warum überhaupt natürliche Kältemittel?

Herkömmliche synthetische Kältemittel wie R134a, R410A oder R404A sind effektive Wärmeträger – doch sie haben einen entscheidenden Nachteil: ihr Global Warming Potential (GWP) ist hoch. Einige von ihnen haben ein Treibhauspotenzial, das tausende Male über dem von CO₂ liegt.

Die EU hat deshalb mit der F-Gase-Verordnung klare Rahmenbedingungen geschaffen: Der Einsatz stark klimaschädlicher Kältemittel wird stufenweise eingeschränkt. Die Konsequenz: Wer heute neu plant oder modernisiert, braucht eine Lösung mit Zukunft. Und die liegt bei natürlichen Kältemitteln.

Die drei Hauptakteure: CO₂, Propan, Ammoniak

1. CO₂ (R744) – das technische Chamäleon

Vorteile:

  • GWP = 1 (Referenzwert für Klimaneutralität)
  • nicht brennbar, ungiftig
  • hohe Energieeffizienz bei niedrigem Temperaturhub

Einsatzbereiche:

  • Supermarktkälte (Booster-Systeme)
  • Gewerbekälte
  • Wärmepumpen

Herausforderungen:

  • hoher Betriebsdruck (bis zu 130 bar)
  • transkritische Systeme benötigen spezielle Komponenten und Know-how

Fazit:
CO₂ ist ideal für Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen und regelmäßig professionellen Service einplanen. Der technische Anspruch ist höher – die Umweltbilanz ebenfalls.

2. Propan (R290) – der Effizienzmeister für kleine bis mittlere Systeme

Vorteile:

  • GWP ≈ 3 – extrem klimafreundlich
  • sehr gute thermodynamische Eigenschaften
  • leise, effizient, zuverlässig

Einsatzbereiche:

  • Split- und Multisplit-Klimaanlagen
  • Kühlregale und -schränke
  • Wärmepumpen im Wohn- und Kleingewerbebereich

Herausforderungen:

  • brennbar – es gelten strenge Vorschriften für Füllmengen, Belüftung, Schutzbereiche
  • nicht für große Anlagen mit hoher Kälteleistung geeignet

Fazit:
Propan überzeugt mit exzellenter Effizienz. Ideal für Wohnhäuser, Büros oder kleinere Gewerbeeinheiten – wenn die Anlage fachgerecht geplant und installiert wird.

3. Ammoniak (R717) – die Kraft für industrielle Kälte

Vorteile:

  • GWP = 0 – unschlagbar in Sachen Klimaschutz
  • sehr hohe Kälteleistung pro kg Kältemittel
  • lange erprobt in Industrie und Großanlagen

Einsatzbereiche:

  • Lebensmittelindustrie
  • Tiefkühl- und Lagerlogistik
  • Eiserzeugung und Prozesskälte

Herausforderungen:

  • giftig, korrosiv – hohe Anforderungen an Sicherheit und Wartung
  • nur für Fachbetriebe mit entsprechender Qualifikation und Schutzausrüstung

Fazit:
Ammoniak ist das Mittel der Wahl für industrielle Kälteanlagen. Es braucht technisches Know-how – liefert dafür Effizienz und Umweltverträglichkeit auf höchstem Niveau.

Für wen lohnt sich der Umstieg?

Privatkunden: Wer sein Zuhause klimatisieren oder mit einer Wärmepumpe ausstatten möchte, findet in Propan eine zukunftssichere, leise und effiziente Lösung. CO₂ spielt hier selten eine Rolle – zu groß wäre der technische Aufwand.

Gewerbekunden: Supermärkte, Büros oder Restaurants profitieren von CO₂-Systemen, insbesondere wenn hohe Kälteleistungen mit Nachhaltigkeit kombiniert werden sollen. Auch Propan kann je nach Anlagengröße und Sicherheitskonzept sinnvoll sein.

Industrie: Hier ist Ammoniak unschlagbar – sofern Know-how, Sicherheitskonzepte und Wartung auf professionellem Niveau umgesetzt werden. Eine enge Betreuung durch Fachbetriebe ist Pflicht.

Wo wird es in der Praxis knifflig?

  • Sicherheit: Brennbarkeit (R290) und Toxizität (R717) erfordern besondere Maßnahmen – von der Belüftung bis zur Notfallabschaltung.
  • Technik & Druckverhältnisse: Vor allem CO₂-Systeme stellen hohe Anforderungen an Material, Verdichter, Ventile und Regeltechnik.
  • Kompetenz: Nicht jeder Betrieb kann mit natürlichen Kältemitteln arbeiten – es braucht geschultes Fachpersonal, genaue Planung und regelmäßige Wartung.

Fazit: Natürliche Kältemittel – Ja, aber mit Verstand.

Bei Kälte- und Klimatechnik Baranowski setzen wir auf natürliche Kältemittel – aus Überzeugung. Weil sie effizient, nachhaltig und langfristig wirtschaftlich sind. Aber wir sagen auch: Sie erfordern Fachwissen, Präzision und individuelle Planung. Eine 08/15-Lösung gibt es nicht.

Sie überlegen, eine neue Kälte- oder Klimaanlage zu installieren oder bestehende Systeme zu modernisieren?
Sprechen Sie mit uns – wir prüfen, welches Kältemittel zu Ihrem Projekt passt. Sicher. Zukunftsfähig. Wirtschaftlich sinnvoll.

Natürliche Kältemittel – sinnvoll oder kompliziert?

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